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Dieser Artikel stammt aus der Zeit meiner politischen Arbeit bis Oktober 2017 und kann überholte Informationen enthalten.
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Die Ebola-Epidemie – Es gibt noch viel zu tun!

Dagmar Wöhrl, Bundesentwicklungsminister Müller und Bundesgesundheitsminister Gröhe auf Dienstreise in Ghana und LiberiaGerade befinde ich mich mit Bundesentwicklungsminister Müller und Bundesgesundheitsminister Gröhe auf Dienstreise in Ghana und Liberia, wo wir uns über die aktuelle Lage beim Kampf gegen Ebola ein genaues Bild vor Ort machen.

 

 

Wir haben bei einem unserer Termine in Accra mit zurück gekehrten Fachkräften und Helfern gesprochen. Ich bewundere diese Menschen, die unter Einsatz ihres eigenen Lebens kurzentschlossen aufgebrochen sind, um im Ebola-Gebiet Menschenleben zu retten.

Über 10.000 Leben hat die Epidemie genommen. Darunter viele Familienväter und Mütter, die unzählige Waisen zurück lassen. Ich konnte dabei nicht umhin zu denken: Als ob es in Liberia, Sierra Leone und Guinea – einer ehemals von Bürgerkriegen gebeutelten, armen Weltregion – nicht schon genug Leid gäbe, genug Waisen, genug Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen.

Ebola hat nicht nur Tod, körperliches Leid und einen Rückschlag um viele Jahre bei der Entwicklung dieser Länder verursacht, sondern die Epidemie hat die Menschen dort getroffen, wo es vielleicht am meisten weh tut: ins Mark der zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Möglichkeit dem Nachbarn zur Begrüßung die Hand zu geben, die Möglichkeit Menschlichkeit zu zeigen, indem man sich um das kranke Waisenkind oder die alleinstehende Seniorin im entlegenen Dorf kümmert, die von Entwicklungshelfern eben noch nicht erreicht werden konnten. In unser ureigenes Bedürfnis, Nächstenliebe auszuüben und zu helfen, weil wir mit dieser Hilfe, die Epidemie noch schlimmer machen könnten- weil wir sie weiter verbreiten könnten.

Inzwischen sind wir Liberia. Liberia hat mit über 4.000 Toten die Hauptlast von Ebola zu tragen gehabt. Wir werden mit Helfern des Deutschen Roten Kreuzes sprechen, die dort seit Herbst letzten Jahres im Einsatz waren und mit SITTU (Severe Infections Temporary Treatment Unit) ein innovatives und hochwirksames deutsches Modell zur Behandlung von Ebola-Patienten etabliert haben.
Neben der Besichtigung einiger deutscher EZ-Projekte werden wir auch mit der Staatspräsidentin Liberias, Frau Ellen Johnson Sirleaf sprechen, einer mutigen Frau, welche die Seuche in ihrem Land entschlossen bekämpft hat. Wie wird es sich anfühlen, einer Frau in die Augen zu blicken, die – auch wegen anfänglicher schwerwiegender Fehler der Weltgesundheitsorganisation bei der Bekämpfung der Epidemie – innerhalb kürzester Zeit so viele tausend ihrer Landsleute sterben sehen musste und ihr Land nach außen abschotten musste?

Die Narben und das Leid, die menschlichen Tragödien und zerrissenen Familien,
die Ebola verursacht hat, werden eine Zeit brauchen, um zu heilen. Umso wichtiger ist es darum jetzt nach vorne zu schauen. Nachdem Deutschland durch den Einsatz der Bundeswehr, des Roten Kreuzes, des Technischen Hilfswerks, medizinischem Personal und vielen freiwilligen Helfern sehr großes und auch wirksames Engagement bei der Bekämpfung von Ebola gezeigt hat, ist es jetzt – wo wir das Ziel der „Zero Infections“ vor Augen haben – wichtig, uns um den Wiederaufbau der Region zu kümmern.

Mit dem 6-Punkte-Plan der Bundeskanzlerin („Lehren aus der Ebola-Epidemie ziehen, zünftige Krisen verhindern“) und der Ausweitung des deutschen Engagements in der Ebola-Region im Gesundheitsbereich mit dem Sonderprogramm „Gesundheit in Afrika“ werden wir unseren Beitrag dazu leisten. Wir werden permanente Behandlungsstationen für gefährliche Infektionskrankheiten im ländlichen Raum aufbauen und Gesundheitspersonal ausbilden. Allein für Liberia haben wir hier 12 Millionen Euro eingeplant.

Für sehr vielversprechend halte ich auch die Bekämpfung der durch die Epidemie entstandenen wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen in Form der Ausweitung des bisherigen deutschen EZ-Schwerpunkts „Infrastruktur“ mit zusätzlichen 25 Millionen Euro. Durch die Förderung des Ausbaus von Wasserkraft ist es unser Ziel, eine gesicherte Stromversorgung für ein Viertel der Einwohner Liberias aufzubauen und damit auch den Ausbildungssektor und Berufsmarkt zu stärken. Ich bin sicher, dass diese Maßnahmen eine sehr große Wirkung für die weitere Entwicklung des Landes entfalten werden, da bislang 98,5 % der Menschen ohne Zugang zu Elektrizität sind und Arbeitslosenquote bislang bei 70% liegt.

Auch bei SITTU werden wir uns weiter engagieren. Aus meiner Sicht muss das mittelfristige Ziel sein, dass die Krankenhäuser und Ambulanzen des Landes in der Lage sein werden, mit der Bedrohung Ebola umzugehen. Wir werden uns auch bei der Entwicklung eines Impfstoffes weiter stark engagieren und den Staaten der Region dabei helfen, eine eigene Generika-Industrie aufzubauen. Über den Aufbau einer Weißhelm-Truppe aus Ärzten, Technikern und Spezialisten werden wir intensiv nachdenken und bei unseren Konsultationen vor Ort mit unseren Gesprächspartnern die Möglichkeiten dafür eruieren. Den Aufbau der Gesundheitssysteme und einer besseren Krisenreaktion in Afrika werden wir mit 200 Millionen Euro fördern. Ich halte es auch für sehr wichtig, dass alle an der Hilfe beteiligten Organisationen und Staaten selbstkritisch die „Lessons Learned“ aus der Eboila-Krise ziehen.

Ich denke Deutschland hat sehr gute Hilfe geleistet. Solange aber Menschen bei Epidemien sterben und man dies durch bessere Kooperation und Abstimmung verhindern kann, solange dürfen wir uns nicht auf dem Geleisteten ausruhen. Es gibt also noch viel zu tun!

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