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Dieser Artikel stammt aus der Zeit meiner politischen Arbeit bis Oktober 2017 und kann überholte Informationen enthalten.
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Roland Weiniger: Ein Unternehmer für Nürnberg

Roland Weiniger: Ein Unternehmer für NürnbergWährend ich dies schreibe, sitze ich gerade auf dem „Balkon“ direkt unter dem Frauentorturm, einem der imposanten Tortürme, die das Stadtbild von Nürnberg prägen. Zwischendrin regnet es immer wieder, wie gefühlt schon das ganze Jahr. Aber auch das wird irgendwann vorbeigehen und „mein“ Nürnberg wird sich sicher wieder von seiner sonnigen Seite zeigen.

So, wie ich die Stadt immer in Erinnerung halte, wenn ich auf einer meiner vielen beruflichen Reisen unterwegs bin. Ich bin gerne woanders. Ich liebe Städte wie London oder Wien.  Ich traue mich – auch als eingefleischter Clubfan – ein Sturm Graz  Trikot daheim im Biergarten zu tragen.

Aber unbedingt heimkommen möchte ich immer.   

Es ist einfach toll nach einer langen Reise das Nürnberger Ortsschild zu sehen und zu wissen – „jetzt bin ich endlich wieder zu Hause“.  Nürnberg ist meine Geburtsstadt und „Heimat“.

Auch politisch kann ich auf eine Familientradition zurückblicken.
Mein Opa war hier  Bundestagsabgeordneter, mein Vater DGB-Regionsvorsitzender. Damit war mein Leben von Anfang an immer mit der Stadt verknüpft.  Und als kleines Kind hatte ich schon Unternehmerische Gedanken. Auf Parteitagen habe ich Deutschland- und fränkische Farben gemalt, ausgeschnitten und an die Delegierten verkauft. Dass ich das gesamte Geld allerdings an die Partei spenden musste, hat mich wohl schon von Anfang an gelehrt, dass man es als Unternehmer nicht immer leicht hat.

Leider hat sich das auch nach 35 Jahren nicht allzu sehr geändert. Die Wirtschaftswelt hat sich allerdings längst gewandelt. Aber als Unternehmer wird man in der Gesellschaft teilweise immer noch wie ein industrieller Großbürger betrachtet, der seine Angestellten wie Leibeigene behandelt.

In KMU ist normalerweise genau das Gegenteil der Fall.
Als Dachverbandsvorsitzender von kleinen Unternehmen in Firmengrößen im Schnitt bis zu 20 Mitarbeiter weiß ich, wie die so genannten „Unternehmerbosse“ kämpfen, um auch in schlechten Zeiten Ihre Mitarbeiter zu bezahlen. Es ist keine Ausnahme, dass sich ein Chef deutlich weniger ausbezahlt, als entscheidende Mitarbeiter haben. Ein Unternehmen lebt von seinen Mitarbeitern. Sobald ein Geschäft sich über ein Einzelunternehmertum (welches oft eben keine nachhaltige Grundlage bildet) hinaus entwickelt, wird es unmöglich sich um alles gleichzeitig und gleich gut zu kümmern. Selbst wenn jemand Management, Produktion, Vertrieb, Buchhaltung etc. in einer Person vereinigen würde, wären diesem/r die Grenzen eines 24-Stunden Tages gesetzt. Vielmehr gilt es zu erkennen, was man als Unternehmer wirklich gut kann. Alles andere muss jemand erledigen, der das eben auch gut kann. Und der Wettbewerb um genau diese Personen ist natürlicherweise sehr hart.

Es wäre also fatal seine Mitarbeiter schlecht zu behandeln, nicht nur menschlich, sondern auch streng betriebswirtschaftlich denkend. Leider gibt es genug Beispiele – in jeder Unternehmensgröße – in denen das anders ist. solchen gilt es einfach grundsätzlich ein nachhaltiges und gesellschaftlich verantwortliches Unternehmertum abzusprechen. In unseren Verbänden finden solche Firmen übrigens grundsätzlich keine Aufnahme.

Dies halten wir seit unseren Anfängen, als wir 2002 mit noris.tech („die Noris“ – eine alte Bezeichnung für Nürnberg) die Initiative für Technologie und Arbeit in Nordbayern e.V. gegründet hatten. Zum Start mit meinem Vater und Dr. Markus Söder als erste Schirmherren haben wir uns in den vielen Jahren zum Dachverband „leadventures“ entwickelt, der verschiedenste Fachverbände, wie die KulturGilde (Verband der Kultur- und Kreativwirtschaft) oder die SpieleGilde (Verband der Spielebranche) beherbergt. Gerade mit der SpieleGilde verbindet uns ein besonderes Verhältnis. Als einziger Mitgliedsverband ist dieser älter als das „Dach“. In diesem Jahr konnten wir das stolze 20-Jährige Jubiläum mit einem Festakt im Nürnberger Pellerhaus feiern.

Die Region Nürnberg ist aufgrund seiner historischen Entwicklung ein traditioneller Standort für die Spiele- und Spielwarenindustrie. Mit der Spielwarenmesse beherbergt Nürnberg die weltweit größte Branchenmesse in diesem Sektor und ist in dieser Zeit Anziehungspunkt und Interessenschwerpunkt für Menschen aus allen Erdteilen. Aus diesem Grund haben wir 1993 Nürnberg als Standort für den Verband SpieleGilde gewählt. Genauso wie Bratwürste oder Lebkuchen gehören Spiele zu Nürnberg.

Spielegilde_Festakt20Jahre_Dagmar-Woehrl-Roland-Weiniger

Keine andere Stadt in Deutschland ist mit Spielen so verknüpft wie die Frankenmetropole. Es liegt deshalb nahe, dass wir uns seit einigen Jahren dafür einsetzen, dass Nürnberg die „Spielehauptstadt“ von Deutschland sein muss. Nürnberg ist auch heute noch ein Wirtschaftsfaktor der Spiele- und Spielzeugindustrie. Viele große Player sind in der Region ansässig, an dieser Stelle seien nur Beispiele wie Playmobil, BIG oder Simba Toys genannt. Aber es gilt auch moderne Technologien miteinzubeziehen.

Eine besondere Chance für Nürnberg liegt dabei in den so genannte Serious Games („ernsthafte Spiele“), die ein stetig wachsender Markt für den Computerspielsektor sind. Laut dem Marktreport des französischen Marktforschungsinstituts IDATE werden derzeit weltweit Serious Games im Wert von 1,5 Milliarden Euro umgesetzt. Bis 2015 prognostiziert es ein Wachstum auf 10 Milliarden Euro. Diese Art von Spielen finden, z.B. in Form von Lernspielen, immer mehr Einsatz in Schulen, Universitäten oder im Bereich beruflicher Weiterbildung. sowie bei Anwendungen in Medizin und Rehabilitation oder auch in Simulationen für Feuerwehr, Polizei und andere Einsatzkräfte. Letztendlich sind solche Spiele auch in Werbung und Marketing zu finden. Eine besondere Aufmerksamkeit findet in der Wirtschaft außerdem immer mehr die Übertragung von Spielmechanismen, wie man sie aus Spielen kennt, werden auf andere Bereiche, was man unter dem Begriff „Gamification“ versteht.

Ich würde mir wünschen dass Nürnberg – wie es früher schon mal war – neue Ideen aufgreift, ein innovatives Unternehmertum fördert und wir uns gemeinsam in der Welt selbstbewusst präsentieren können. Ich werde jedenfalls als Unternehmer, Verbandsvertreter, Bürger und Mensch immer für meine Heimatstadt eintreten und versuchen diese weiter voranzubringen.

Gastbeitrag von Roland Weiniger. 13. Juni 2013
Roland Weiniger ist Geschäftsführer der Forschungs- und Komunikationsagentur mephix KG und der Spieleentwicklungsfirma Game Engineers. Er ist Vorsitzender von leadventures, dem Dachverband für Unternehmensinnovation, Vorsitzender der Gesellschaft für politische Kommunikation und Organisationsmanagement und Vorstandsmitglied diverser Branchenverbände. Roland Weiniger ist ein international anerkannter Netzwerker und gründete mit seinem Kompetenzteam schon über 30 Unternehmen, Institutionen und Organisationen. In Forschungsprojekten auf Bundes- oder EU-Ebene arbeitet er mit Universitäten und Hochschulen in ganz Deutschland zusammen.

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